Stottern

Unter Stottern versteht man eine Störung des Redeflusses, die in Form von Wiederholungen von Lauten, Silben und Wörtern ("Wie-wie-wie geht es dir?"), Dehnungen ("Wwwwwwwwie geht es dir?") und/oder Blockaden ("W --- wie geht es dir?") bereits ab dem Kindesalter auftreten kann. Diese drei Symptome – Wiederholungen, Dehnungen, Blockaden – werden als Kernsymptomatik bezeichnet und können einzeln oder kombiniert auftreten. Zusätzlich gibt es noch die Sekundär- oder Begleitsymptomatik. Diese bezieht sich auf unfreiwillige motorische Mitbewegungen des Gesichts, des Oberkörpers oder auf eine veränderte Atmung. Die Ausprägung der Begleitsymptomatik hängt meistens von der Stärke des verbalen Stotterns ab und kann auch ganz ausbleiben.

Schätzungsweise sind etwa 1% aller Menschen von Stottern betroffen. Meist äußert sich das Stottern zum ersten Mal im Alter zwischen zwei und sechs Jahren. Bei 70-80 % legen sich die sprachlichen Auffälligkeiten in diesem Zeitraum wieder. 20-30 % der Kinder stottern weiterhin.

Die Ursache für das Stottern wird in einer genetischen Veranlagung dazu gesehen, bei der das Gehirnareal, das für die Steuerung der Sprechmuskulatur zuständig ist, von den anderen beteiligten Arealen nicht störungsfrei beliefert wird. Aufgrund der beeinträchtigten Vorbereitung, kann somit die Sprechaufgabe nicht ausreichend verarbeitet werden und es kommt zum Stottern. Betrachtet man das familiäre Umfeld einer stotternden Person genauer, so fällt häufig auf, dass bereits ein oder mehrere andere Mitglieder der Familie gestottert haben bzw. stottern oder eine andere Redeflussstörung haben. Diese Veranlagung kann, muss aber nicht zum Ausbruch des Stotterns führen. Beeinflussend können hierbei auslösende (z.B. traumatische Erlebnisse, Veränderung der Lebenssituation durch Geburt eines Geschwisterkindes, Einschulung etc.) und aufrechterhaltende Faktoren (z.B. ungünstige Kommunikationsbedingungen, negativer Umgang mit dem Stottern, hoher Erwartungsdruck) sein.

Bei stotternden Menschen kann durch ihr zum Teil sehr auffälliges Sprechverhalten ein enormer Leidensdruck bis hin zur Sprechhemmung oder -angst entstehen. Spätestens dann sollte ein Arzt sowie im Verlauf eine logopädische Praxis aufgesucht werden. Das Stottern lässt sich durch eine gezielte Therapie, die den Fokus auf den positiven Umgang mit dem Stottern und der Vermittlung von Sprechtechniken legt, gut und alltagsnah behandeln.
Hierbei sind vorwiegend zwei Behandlungsansätze gebräuchlich. Zum einen zielt der non-avoidance-Ansatz darauf ab, durch das bewusste Akzeptieren und Durchsprechen der Stottermomente einen lockereren Umgang mit diesen aufzubauen und sie dadurch zu reduzieren.
Hingegen konzentriert sich der fluency-shaping-Ansatz auf das Erlernen neuer Sprechtechniken und -muster, um einen flüssigen Sprechrhythmus zu erreichen, indem aktiv Kontrolle auf die Artikulation, Atmung und Sprechgeschwindigkeit ausgeübt wird.

Da bei einer Redeflussstörung, anders als bei anderen logopädischen Störungsbildern, zumeist eine genetische Veranlagung besteht, können die Symptome trotz einer erfolgreichen Therapie weiterhin auftreten.

Zusätzliche Informationen finden Sie auf der Internetseite der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V.: